Typisch deutsche Fehler im Hebräischen

Meine Schüler sprechen alle Deutsch, kommen aber aus verschiedenen Ländern oder haben verschiedene Hintergründe.

Es ist genau deswegen interessant zu sehen, welche Fehler sie machen, wenn sie Hebräisch lernen und sprechen. Ich meine keine allgemeinen Fehler, sondern Fehler, die vom Deutschen stammen. Fehler, die ihr vielleicht auch macht und nie wusstet, dass sie Fehler sind.

Damit ihr bessere Lerner werdet und weniger Fehler macht, habe ich für euch die 8 häufigsten typisch deutschen Fehler zusammengefasst.

1. „Bis Dienstag!“

Ich habe schon aufgehört zu zählen, wie oft mir Schüler „עד יום שלישי!, ad Jom Schlischi!“ sagen, wörtlich übersetzt als „bis Dienstag!“.

Leider sagt man „bis…“ im Hebräischen nicht, wenn man sich verabschiedet. Man sagt stattdessen „נתראה, nitra‘eh“ – „wir werden uns sehen“ und fügt den Tag, Uhrzeit usw. hinzu, zum Beispiel:

  • נתראה ביום שלישי!, nitra’eh be-Jom Schlischi, bis Dienstag!
  • נתראה מחר!, nitra’eh machar, bis morgen!
  • נתראה בקרוב!, nitra’eh be-karow, bis bald!

Ich muss aber dazu sagen, dass Israelis das nicht so oft sagen. Wenn man etwas ausgemacht hat, sagt man oft einfach nur ביי, bye. Man kann genauso einfach nur נתראה, nitra’eh sagen, ohne Zeitangabe. Man muss nicht jeden Termin sehr genau bestätigen – in Israel heißt 21:00 Uhr eh 21:30 Uhr ;).

“Bis Dienstag!”, sagte die Deutsche

2. „Eine schöne/gute/lange Zeit“

Im Gegensatz zum Deutschen beschreiben Israelis Zeit nicht, also haben wir in der Regel keine Adjektive nach dem Wort זמן, sman, Zeit.

Wenn ihr eine schöne oder gute Zeit hattet, könnt ihr sagen:

היה לנו כיף ביחד, haja lanu Kef bejachad, uns hat’s Spaß gemacht, zusammen zu sein.

Eine lange Zeit im Hebräischen sagt man einfach als „viel Zeit“, הרבה זמן, harbe sman.

Wünscht ihr jemanden „eine gute Zeit“? Sagt einfach:

תהנה, tehane, viel Spaß dir {m}, תהני, tehani, viel Spaß dir {f} oder תהנו, tehanu, viel Spaß euch {m+f}.

3. Sich freuen

Wir Israelis freuen uns auf unsere Pläne mit euch – wirklich! Die Sache ist, dass wir es einfach nicht so ausdrücken, wie ihr Deutsche das macht.

Deutsche sagen immer, nachdem sie was ausmachen, dass sie sich freuen: „ich freue mich!“, „oh wie schön! Ich freue mich schon!“, „ich freue mich auf die nächste Stunde!“. Israelis drücken es einfach nicht so aus. Das ist nicht so, weil sie sich nicht freuen, sondern, weil sie es nicht unbedingt sagen müssen.

So viele Schüler sagen mir „אני שמח/ה“, ani same’ach/smecha, was nicht unbedingt falsch ist, aber ich würde mich auf Hebräisch nicht so ausdrücken. Stattdessen würde ich einfach „איזה כיף!“, ejse kef! „wie spaßig!“ sagen, wenn ich mich auf etwas freue.

Ich persönlich würde den Satz אני שמח fast immer mit dem Verb לשמוע, lischmoa, hören, benutzen: אני שמח לשמוע, ich freue mich, das zu hören. Es passt nicht, wenn man etwas ausmacht, aber passt super gut, wenn man etwas positives erzählt.

Bestätigt ihr ein Treffen? Sagt einfach „יופי“, joffi, schön, oder „מעולה“, me’ule, super. Es reicht auch so – wir wissen, dass ihr euch freut, euch mit uns zu treffen – wir würden uns auch freuen, uns mit uns zu treffen.

4. „Wollen wir…?“

Wenn Deutsche einen Vorschlag machen, sagen sie immer „wollen wir…?“. Ich bin mir sicher, dass ihr das auch so sagt, aber im Hebräischen geht das einfach nicht.

Wenn wir einen Vorschlag machen, fragen wir nur die andere Seite, ob er oder sie Interesse hätten. Es ist selbstverständlich, dass wir Interesse haben, sonst hätten wir den Vorschlag nicht gemacht.

„Wollen wir Burger essen?“, „ja, gerne“, „ah, ups, ich esse doch kein Fleisch. Salat vielleicht?“. Seht ihr? Das ist unwahrscheinlich. Also:

„Wollen wir uns morgen treffen?“ ist einfach „willst du dich morgen treffen?“ – את/ה רוצה להיפגש מחר?, ata/at roze/roza lehipagesch machar?

„Wollen wir heute Abend Sushi essen?“ ist ab jetzt „willst du heute Abend Sushi essen?“ – את/ה רוצה לאכול סושי היום בערב?, ata/at roze/roza le’echol Sushi hajom ba-Erew?

5. „Aber ich!“

Diesen Fehler höre ich nicht ganz so oft – vielleicht einmal die Woche, aber es ist so einfach, ihn zu verbessern, dass er ein Platz auf der Liste verdient hat.

„Max isst keinen Hummus, aber ich“.

„Du trinkst kein Bier, aber ich“.

Viele Schüler übersetzen es wortwörtlich, was an sich nicht schlimm ist. Man braucht aber noch was dazu: כן, ken, ja.

מקס לא אוכל חומוס, אבל אני כן – Max isst keinen Hummus, aber ich schon

את לא שותה בירה, אבל אני כן – du trinkst kein Bier, aber ich schon

Wir nehmen einen negativen Satz und machen einen positiven Satz daraus – take a sad song and make it better.

6. Das Verb „gehen“ weglassen

Sätze wie „ich muss morgen zum Arzt“ kann man im Hebräischen einfach nicht sagen. Wir brauchen das Verb „gehen“, auch wenn es selbstverständlich ist. אני צריך/צריכה ללכת לרופא, ani zarich/zricha lalechet la-Rofe, ich muss zum Arzt gehen.

Manchmal lassen israelische Kinder das Verb weg, wenn sie sagen, dass sie auf’s Klo müssen, aber sie sind Kinder. Lasst das Verb nicht weg, genau wie ihr den Käse für euer Abendbrot nicht draußen lasst. Sonst gibt’s Ärger.

7. „Wir haben 17 Grad heute!“

Deutsche sprechen sehr gerne übers Wetter, das muss ich euch gar nicht erzählen. Sogar ich spreche mittlerweile gerne übers Wetter. Vor allem, wenn das Wetter richtig schön oder richtig eklig ist, macht es besonders Spaß, darüber zu sprechen.

Wenn Deutsche über die Temperatur sprechen, sagen sie oft z.B. „wir haben 17 Grad heute“. Israelis sagen im Gegenteil „es gibt 17 Grad heute“, יש היום 17 מעלות, jesch hajom schwa essre ma’alot, aber nicht „wir haben“.

Ihr könnt dann gerne das Wort „draußen“, בחוץ, bachuz hinzufügen oder einfach eure Stadt – בברלין, be-Berlin, בירושלים, be-Jeruschalajim usw. hinzufügen, aber auch פה, po, hier, würde reichen.

8. Situation vs. Lage

Ich liebe Wörter im Hebräischen, die aus dem Englischen kommen, wie das Wort סיטואציה, Situazja. Es ist immer so einfach, sie zu erklären und zu merken und man bekommt ein Erfolgserlebniss schneller, als man „Nasenlöcherpiercingapparatbediener“ sagen kann.

Die Sache mit dem Wort סיטואציה ist, dass es nicht genauso ist, wie im Deutschen.

Meint ihr eine Lage? Eine konstante Situation, die über einen längeren Zeitraum geht? Benutzt מצב, mazaw, Lage. Das ist dasselbe Wort wie von „מה המצב?“, ma ha-Mazaw – wie geht’s, oder besser gesagt – ,was‘ ist die Lage?

Redet ihr von einem bestimmten Moment? Seid ihr in ein Zimmer eingetreten und habt euren Mitbewohner nackt gesehen? Habt ihr telefoniert und gleichzeitig das Handy gesucht, bis ihr festgestellt habt, dass ihr es in der Hand haltet? Das ist eine lustige Situation – eine סיטואציה und kein מצב. Alles klar?

Ich hoffe, ihr konntet euer Hebräisch ein bisschen verbessern und mindestens einen Fehler entdecken, den ihr auch macht.

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Ich hoffe, der Post hat euch gefallen. Habt ihr fragen? Wollt ihr Hebräisch lernen? Kontaktiert mich!


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